Aids-Beratungsstelle Oberpfalz besteht seit 25 Jahren

Am 1. September 1988 hat die Psychosoziale Aids-Beratungsstelle Oberpfalz in ihren damals neuen Räumlichkeiten in der Bruderwöhrdstraße 10 in Regensburg ihre Arbeit aufgenommen, am 20. September 1988 wurde die Beratungsstelle schließlich mit einem offiziellen Festakt eröffnet.

Nun – 25 Jahre später, aber in den gleichen Räumlichkeiten – hat das Team der Aids-Beratungsstelle zusammen mit Sozialstaatssekretär Markus Sackmann, dem Vorsitzenden des Trägerverbandes BRK in einem Pressegespräch auf 25 Jahre Arbeit zurückgeschaut.

Laut Markus Sackmann ist die Übernahme der Trägerschaft der Aids-Beratungsstelle für das Rote Kreuz vor 25 Jahren selbstverständlich gewesen:  „In der Öffentlichkeit wird das BRK oft nur im Rahmen von Rettungsdienst und Blutspendewesen wahrgenommen , tatsächlich aber übernehmen wir als Wohlfahrtsverband vielfältige humanitäre Aufgaben“.  Heute schaut das Rote Kreuz mit Stolz auf die Arbeit, die von der Aids-Beratungsstelle geleistet wurde und wird, auch wenn die Übernahme der Kosten der Beratungsstelle dem Roten Kreuz nicht leicht fällt. „Wir danken den Geldgebern, insbesondere dem Bayerischen Gesundheitsministerium, dem Bezirk Oberpfalz und zuletzt auch in geringerem Umfang der Stadt Regensburg, sehr herzlich für die Fördergelder, aber wir sind für die Übernahme der Restkosten zunehmend auf Spenden angewiesen“, sagt der BRK-Vorsitzende mit Verweis auf das Spendenkonto der Beratungsstelle.

Hans-Peter Dorsch berichtet anschließend von der Arbeit der Beratungsstelle:  „ Wir mussten in den  ersten Jahre bis 1996 sehr viel mit Angst, Hilflosigkeit, Krankheit und Sterben umgehen und waren in dieser Zeit auch persönlich oft an den Grenzen der Belastbarkeit angelangt. Wir hatten aber auch das einmalige Glück, einen spektakulären medizinischen Erfolg  erleben zu dürfen, der ab 1996 vielen HIV-Positiven das Leben gerettet hat“, so der Leiter der Aids-Beratungsstelle. In diesem Jahr 2013 wurden sogar zum ersten Mal Fälle berichtet, in denen ein sehr frühzeitiger  Einsatz der Medikamente bereits kurz nach der Infektion sogar zur Heilung führte. „Dies ist zwar ein eher seltener Sonderfall, aber wir sehen auf dem Weg zur Heilung zum ersten Mal Licht am Ende des Tunnels“, so der Leiter der Beratungsstelle.

Ein großer Unterschied zu den Anfangsjahren ist auch das deutliche Nachlassen der öffentlichen Aufmerksamkeit. „HIV ist aus den Schlagzeilen, das ist die gute Nachricht! HIV ist bei vielen auch aus den Köpfen, das darf beunruhigen“, so Dorsch. Die Zahl der HIV-Infizierten in Deutschland liegt heute mit rund  80 000 und jedes Jahr nimmt die Zahl in Deutschland um 3000 bis 4000 zu. In der Oberpfalz leben heute ca. 500 – 600 HIV-Infizierte, die aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen stammen.

„HIV ist sexuell übertragbar und HIV unterscheidet nicht zwischen homosexuell und heterosexuell“, so Dorsch.  Heute weiß man zwar, dass ein HIV-Positiver, der erfolgreich behandelt wird, seine Infektiösität so gut wie verloren hat, aber es gibt in Deutschland ca. 15 000 HIV-Infizierte, die von ihrer Infektion gar nichts wissen und unbehandelt sind. Außerdem sind viele HIV-Infizierte von der dauernden Medikamentenpflicht und den immer wieder auftretenden Nebenwirkungen überfordert, so dass sie die Medikamente zeitweise absetzen. Im Einzelfall kann heute die Behandlung der HIV-Infektion die Benutzung eines Kondoms ersetzen. Dies gilt aber nur für die, die wissen, dass sie HIV–infiziert sind und erfolgreich behandelt werden. Für alle anderen gilt weiterhin, dass der Schutz vor einer HIV-Infektion weiterhin die Benutzung von Kondomen notwendig macht.

Die Beratungsstelle hat heute viel häufiger mit HIV-Infizierten mit Migrationshintergrund zu tun als noch in den  Anfangsjahren. Laut Dorsch sind derzeit ca. 40 % der Klienten der Beratungsstelle nicht in Deutschland geboren, alleine 2012 haben HIV-Infizierte  aus über 30 Ländern die Beratungsstelle aufgesucht und das Arbeiten mit Dolmetschern ist inzwischen zur Normalität geworden.  Wenn Menschen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind, oft traumatisiert bei in Deutschland ankommen, keine Sprachkenntnisse haben und zu Anfang ja auch keine Idee haben,  wie das Leben hier funktioniert, wenn diese Menschen dann in Deutschland  von ihrer HIV-Infektion erfahren und zu uns in die Beratungsstelle kommen, dann sind wir zumindest in den Anfangsmonaten von dem Ausmaß an Hilfebedürftigkeit regelmäßig überfordert. Auch in diesem Jahr 2013 stammt fast die Hälfte der Neuaufnahmen der Beratungsstelle aus anderen  Ländern – insbesondere der ehemaligen Sowjetunion.

Neben den Hilfen für HIV-Infizierte ist die Beratungsstelle sehr intensiv in der Aufklärung und Prävention engagiert, auch wenn sich diese Arbeit in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle gehen nach wie vor in Schulen und klären auf, die Beratungsstelle hat aber die Arbeit mit Menschen mit erhöhten Infektionsrisiken deutlich intensiviert. In den letzten Jahren wurden neue Projekte in der Präventionsarbeit mit schwulen Männern, Drogenkonsumenten und Prostituierten gestartet und ein eigenes HIV-Schnelltest-Angebot aufgebaut.

Die Aids-Beratungsstelle empfiehlt allen Menschen, die eine HIV-Infektion nicht wirklich sicher ausschließen können, sich unbedingt beraten und bei Bedarf auf HIV testen zu lassen. Wer HIV-infiziert ist, ohne es zu wissen, nimmt nicht teil am medizinischen Erfolg und bringt sich und andere in Gefahr. Ein Test macht ja nicht die Infektion, er zeigt sie nur an. Und weil ein negatives Ergebnis Erleichterung bringt und ein positives Ergebnis lebensrettend sein kann, ist die Entscheidung, sich auf HIV testen zu lassen,  unabhängig vom Ergebnis immer gut. Informationen zu unserem Testangebot finden Sie hier.

In diesem Jahr werden noch verschiedene Großveranstaltungen in Kooperation mit anderen Organisationen durchgeführt.

Am 23.11.2013 findet die vielleicht schönste und ästhetischste Veranstaltung ganz Bayerns im Zusammenhang mit HIV statt – Yuki Mori, der Chefchoreograf des Theater Regensburg Tanz bringt wieder internationale Stars des zeitgenössischen Balletts zur 11.Internationale AIDSTANZGALA nach Regensburg. Sie wird in Kooperation vom Theater Regensburg und dem Jazzclub Regensburg e.V. mit der Aids-Beratungsstelle durchgeführt. Bis heute konnten durch die Einspielerlöse Projekte in Südafrika, der Ukraine, Indien und Regensburg mit mehr als 100 00 Euro unterstützt werden.

Am 1. 12., dem Welt-Aids-Tag, wird zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des Regensburger Aktionsbündnisses gegen Aids (RAGA) eine rekordverdächtige gestrickte Aids-Schleife von rund 1 km Länge als Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten rund um den Regensburger Dom als einem der Wahrzeichen Regensburgs  gelegt.

Am 4.12.2013 findet schließlich ein offizieller Festakt statt, in dem zusammen mit Gästen 25 Jahre Arbeit der Psychosozialen Aids-Beratungsstelle Oberpfalz gefeiert werden.

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