Lebenserwartung HIV-Infizierter nahezu normal

Schweizer Forscher haben herausgefunden, dass HIV-Positive, die rechtzeitig mit der Behandlung der HIV-Infektion beginnen, eine nahezu normale Lebenserwartung haben. Jüngst wurden wieder Ergebnisse der sogenannten Schweizer Kohortenstudie veröffentlicht (mehr Infos – allerdings auf Englisch – hier ). In diese Studie, die seit 1988 läuft, sind inzwischen 16 134 HIV-Positive eingeschlossen, die von den Forschern mehr oder weniger lange begleitet werden und wurden.

Dabei kommt immer mehr heraus, dass seit Einführung der Kombinationstherapie gegen HIV – der sogenannten Antiretroviralen Therapie – Aids als Todesursache immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Im Jahr 2009 sind nur noch 9 % der HIV-Positiven, die verstorben sind, tatsächlich an Aids verstorben, während zum Beispiel bei 24 % der verstorbenen HIV-Infizierten als Todesursache Krebs ohne Zusammenhang mit Aids festgestellt wurde.

Für HIV-Positive unter rechtzeitiger Antiretroviraler Therapie gilt, dass das HI-Virus mit medikamentöser Hilfe unter Kontrolle gehalten werden kann und daher kaum mehr Schaden im Immunsystem anrichtet. Die damit verbundene Normalisierung der Lebenserwartung heißt auch, dass alle Maßnahmen zur Erhaltung der eigenen Gesundheit für HIV-Positive besonders sinnvoll geworden sind.

Dänische Forscher haben erst kürzlich in einer Studie (leider auch auf Englisch)herausgefunden, dass bei HIV-positiven Rauchern, die langfristig in antiretroviraler Behandlung sind, der Verlust an Lebensjahren durch das Rauchen höher ist als durch HIV („HIV-infected smokers with long-term engagement in care lose more life-years to smoking than HIV.“ )

Sie kommen schließlich zu dem Schluss, dass dank der Erfolge der Antiretroviralen Therapie bei den HIV-Positiven zukünftig den „normalen“ lebensstibedingten Gesundheitsrisiken immer mehr Bedeutung zukommen wird („Thanks to antiretroviral therapy, the prognosis for many people living with HIV is now excellent. Rates of HIV-related illnesses and deaths have fallen dramatically since the mid 1990s, meaning that lifestyle-related factors are now a major cause of morbidity and mortality in people living with HIV. Eigene Übersetzung: Dank der Antiretroviralen Therapie haben HIV-Positive hervorragende Aussichten auf einen günstigen Infektionsverlauf. Der Anteil der von HIV verursachten Krankheiten und Todesfälle ist seit der Mitte der 90er Jahre auf spektakuläre Weise gesunken mit der Folge, dass der Lebensstil als Ursache von Krankheit und Tod in den Vordergrund rückt).

Was bedeutet dies alles, was können wir daraus schließen?

1. Es macht unbedingt Sinn, sich testen zu lassen. Jeder HIV-Positive, dessen Infektion rechtzeitig neu entdeckt wird, ist einer mehr, der die Chance nutzen kann, an den Erfolgen der Antiretroviralen Therapie teil zu haben. Immer daran denken: der Test macht die Infektion nicht, er entdeckt sie nur und ist dann aber notwendige Voraussetzung für eine gute medizinische Behandlung.

2. Für HIV-Positive macht gesundheitsbewusstes Verhalten mindestens genauso viel Sinn, wie für HIV-Negative und Ungetestete. Endlich ist die Situation der Unausweichlichkeit vorbei! Alleine schon mit dem Rauchen aufzuhören schenkt mehr Lebensjahre, als das HI-Virus zu nehmen in der Lage ist. Sport gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Maßnahmen gegen Alkohol- und Drogensucht ebenfalls. Was für HIV-negative Menschen oft selbstverständlich erscheint, gilt nun auch für HIV-Positive wieder: mit dem eigenen Verhalten das eigene Schicksal bestimmen können und nicht einem Krankheitserreger ausgeliefert sein!

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